In Anbetracht der LGBT-feindlichen Rhetorik, die sich überall im politischen und sozialen Spektrum Polens zeigt, drängt sich die Frage auf: Ist Polen schwulenfreundlich? In der Tat ist Polen weitaus weniger offen als andere Länder in Europa. Die gleichgeschlechtliche Ehe und Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare sind immer noch illegal und die allgemeine Toleranz gegenüber der LGBTQ-Community ist gering. Nach Angaben von IGLA-Europe belegt Polen in der Frage von LGBTQ-Menschenrechten unter den europäischen Ländern mit insgesamt 18 % den 39. von 49 Plätzen.
Obwohl Polen seit 2004 Mitglied der Europäischen Union ist, bleibt das Land mit seinem unzureichendem Rechtsschutz für Mitglieder der LGBTQ-Community (Arbeitnehmerrechte sind die einzige Ausnahme) weit hinter vielen anderen europäischen Ländern zurück. Und obgleich in Polen Homosexualität bereits seit 1932 nicht mehr unter Strafe steht, ist die Geschichte der Schwulenrechte im Land eine trostlose, was durch das derzeitige politische System nur noch verstärkt wird.
Polen ist ein sehr religiöses Land. 86 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch. Die ziemlich traditionellen Ansichten in soziale Fragen bedeuten auch, dass Offenheit und Akzeptanz gegenüber der LGBTQ-Community im Allgemeinen weit weniger verbreitet sind als in anderen europäischen Ländern wie Spanien oder den Niederlanden.
Dennoch sind Homosexualität und gleichgeschlechtliches Zusammenleben legal und Transsexuelle haben das Recht, ihr Geschlecht vor dem Gesetz zu ändern, solange sie einer Reihe von Anforderungen nachkommen. Ein wachsendes Bewusstsein und eine zunehmende Akzeptanz der LGBTQ-Community durch Veranstaltungen wie Pride bewirken zudem positive Veränderungen im sozialen Gefüge des Landes, was insbesondere bei der jüngeren Generation zu spüren ist.
Ist Warschau also schwulenfreundlich? Als Hauptstadt des Landes werden schwule und lesbische Reisende Warschau als schwulenfreundlichsten Stadt Polens entdecken. Laut Reisehinweisen der Britischen Botschaft können schwule und lesbische Reisende in der Warschauer Innenstadt eine aktive Schwulenszene mit zahlreichen schwulen Bars und Clubs genießen. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Städte in Polen LGBTQ-freundlicher als die ländlichen Regionen, wobei Warschau und Krakau die schwulenfreundlichsten Städte in Polen sind. Dennoch wird LGBTQ-Reisenden empfohlen, Vorsicht walten zu lassen, insbesondere bei öffentlichen Zuneigungsbekundungen.
Wenn du wissen möchtest, wie schwulenfreundlich Warschau ist, können die Besucherzahlen der alljährlichen Pride ein nützliches Maß sein. Die Warsaw Pride fand offiziell zum ersten Mal im Jahr 2001 statt und nach einem Verbot in den Jahren 2004 und 2005 waren 2006 erstaunliche 20.000 Teilnehmer anwesend. Seitdem sind die Besucherzahlen weiter gestiegen, was auf einen vielversprechenden Wandel in den Ansichten der Menschen zu LGBTQ-Rechten und gegenüber der Community im Allgemeinen schließen lässt. ILGA-Europe glaubt, dass Möglichkeiten zur Verbesserung der rechtlichen und politischen Situation in Polen größtenteils durch eine Änderung des Antidiskriminierungsgesetzes geschaffen werden könnten, die den Schutz vor Diskriminierung von Mitgliedern der LGBTQ-Community am Arbeitsplatz sowie in den Sektoren Bildung, Gesundheit und Dienstleistungen gewährleisten würde.
Trotz alledem machen die reiche Geschichte, die abwechslungsreichen Landschaften und die Architektur mit einer Mischung aus kommunistischen Gebäuden und historischen Strukturen Polen zu einem einzigartigen Reiseziel in Europa. Darüber hinaus gibt es in Warschau und im restlichen Polen eine Vielzahl von misterb&b-Angeboten. Umso wichtiger ist es, sich mit der lokalen Community zu verbinden und sie zu unterstützen.